Der Zwangsdrache und mein Lotusblumen-Tattoo

Es gab eine Phase in meinem Leben, da war ich so richtig erschöpft – ich wurde geplagt von Ängsten. Diese fiesen Ängste ploppten teilweise ganz unvermittelt in Form von Gedanken in meinem Gehirn auf und nahmen sich das Recht heraus, sofort ganz viel Raum in meinem Gehirn einzunehmen. Diese Gedanken schafften es, mir unbeschwerte Momente innert null Komma nichts zunichtezumachen. Die Gedanken waren aufdringlich, laut und hartnäckig und oft sinnlos. Man könnte meinen, das Erkennen der Sinnlosigkeit der Gedanken sei die Lösung – aber nein, genau diese Tatsache hat es noch verschlimmert. Es ärgerte mich, dass ich trotz meiner Analyse mit gesundem Menschenverstand machtlos gegen die teilweise absurden Gedanken war.

Die Gedanken beeinflussten auch meinen Körper – sie machten ihn unruhig, rastlos und gleichzeitig starr und müde. Ich entwickelte Strategien und Rituale, um mich von dem im Körper angestauten Druck zu befreien – aber gleichzeitig nährten diese Rituale die unguten Gefühle gegenüber mir selbst, da ich die paradoxen Rituale eigentlich nicht ausführen wollte; aber zu diesem Zeitpunkt waren sie meine Strategie, um das Gefühl von Kontrolle & Sicherheit zu erlangen.

Und dann kam ein Moment, der mein Leben nachhaltig veränderte. Ein für mich magischer Moment. Kennst du auch solche Momente? Du erlebst etwas und fühlst tief in dir, dass genau jetzt etwas ganz Besonderes passiert – es fällt dir wie Schuppen von den Augen und du weisst, diesen Augenblick wirst du nie mehr vergessen. Genau einen solchen Moment erlebte ich vor vielen Jahren in Costa Rica und trotzdem erinnere mich an jedes Detail. Ich lag an einem langen Strand, steinbeiger Sand, wolkiger Himmel, sanfter Wind, rauschendes Meer, Sonne auf meiner Haut, liebenswürdige streunende Hunde, die es sich auf meinem Strandtuch gemütlich machten; ich lese das Buch des Zwangsdrachen (dem inneren Drachen mit Achtsamkeit begegnen). 207 Seiten – ein Satz, der mein Leben verändert hat:

DU KANNST NICHT VERHINDERN, DASS EIN GEDANKE AUFTAUCHT, ABER DU HAST DIE WAHL, WIE DU DARAUF REAGIEREN WILLST.

Vielleicht denkst du jetzt, ja klar, logisch kannst du das. Für mich war das überhaupt nicht klar – ich war so stark mit meinen Gedanken beschäftigt, ich habe mich mit ihnen identifiziert, ich und die Gedanken, wir waren eins. Dieser banal erscheinende Satz hat in meinem Gehirn eingeschlagen wie ein Blitz und dafür gesorgt, dass Druck & Schuld von meinen Schultern fielen und gleichzeitig Hoffnung & Mut meinen Körper fluteten. Ich spürte, von nun an kontrollieren die Gedanken nicht mehr mich, sondern ich die Gedanken. Die Spielregeln mit dem Zwangsdrachen haben sich im Bruchteil einer Sekunde geändert. Ich habe mich aus der Symbiose mit dem Zwangsdrachen befreit, ich wurde wieder ich – was für eine Erleichterung! Ich musste nicht mehr gegen meine Gedanken ankämpfen, sie hatten die Erlaubnis aufzutauchen, aber ich hatte die Freiheit zu entscheiden, wie ich darauf reagieren möchte. Ich verstand und fühlte, was Viktor Frankl (österreichischer Neurologe und Psychiater) mit seiner Aussage: «Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. Darin liegen unser Wachstum und unserer Freiheit» meinte.

Die neuen Spielregeln galten ab sofort, das musste der Zwangsdrache in einem Restaurant in Costa Rica erfahren. Dort sass eine junge Frau, im Nacken hatte sie eine Lotusblüte tätowiert. Die Tätowierung gefiel mir sehr gut und in mir tauchte die Idee auf, auch ein Tattoo stechen zu lassen. Natürlich war der Drache sofort am Start – meine Angst vor Nadeln stieg in mir empor und das Gedankenkarussell wollte schon zu drehen beginnen. Die Betonung liegt auf wollte – du erinnerst dich, neue Spielregeln …. also hiess ich die Gedanken willkommen, schaute mir ihre Einwände an und entschied mich zur Rebellion! Was für ein starker Moment! Genau diesen Moment fühle ich noch heute in meinem Körper, wenn ich mein Lotusblüten-Tattoo am linken Handgelenk anschaue! Auch geistig lasse ich mich von der Lotusblüte inspirieren; ihre Wurzeln stehen im Schlamm, das kümmert sie aber nicht, sie wächst über den Schlamm hinaus, das schmutzige Wasser lässt sie von ihren Blättern abperlen und ihre Blüte erstrahlt in Reinheit. 

Möchtest du die Spielregeln mit deinem inneren Haustier auch ändern? Hypnose und schamanische Arbeit eignen sich bestens dafür – melde dich bei mir.